Das Thema Schubanhänger ist ein ganz besonderes :
Im deutschsprachigen Raum gibt es m.E. kein Papier, gegen das man mit einem sinnvoll motorisierten Einspur-Fahrradanhänger verstoßen kann. Für die Einradvariante bietet sich eine elegante Definition an : "Einspuriges Fahrrad mit drei Rädern". Das Vorderrad ist in seiner Gabel schon immer kraftschlüssig um eine Achse drehbar mit dem Rahmen verbunden und das Hinterrad eines Einradanhängers eben zweiachsig, sofern er kraftschlüssig ( wie z.B. ein BobYak ) an der Hinterachse angekuppelt wird. Vom Fahrverhalten kann man bis ~500 Watt Schubleistung bei Geradeausfahrt nicht unterscheiden, ob ein VR-, HR-, Anhänger- oder Mittelmotor antreibt ! D.h., wenn die Pedelec-Kriterien erfüllt sind und technisch gutachterfest gebaut wurde ( d.h., sauberer Maschinenbau ), müsste man so verfahren können. Die Kollegen von electrail.de haben zeitgemäß auch noch die kabellose, pedelec-konforme Ansteuerung für ihre Zwei- und Einrad-Anhänger per Funk organisiert. Die gibt alternativ zu einem Gasgriff am Lenker in Abhängigkeit zur Trittgeschwindigkeit "Gas". Die setze ich auf Wunsch alternativ zum "Gas"griff auch ein. Das Rad ( oder auch ein weiteres Familienrad ) erfordert dann nur noch die Spezialmuttern für die mechanische Kupplung an der HR-Achse und das Umklemmen eines Pedalfunk-Senders an die andere Tretkurbel.
Aus Haftungsgründen liefere ich keine betriebsbereiten Schubanhänger an unbedarfte NutzerInnen - deshalb steht in der Rechnung auch "Bausatz zur eigenverantwortlichen Inbetriebnahme im öffentlichen Raum". Wenn Sie das motorisierte Rad selbst einsetzen und dessen Steckverbindungen schließen, ist es aber auch schon betriebsklar.
Ein Einradanhänger hat einen großen Vorteil : Im Begegnungsverkehr auf unseren meist zu schmalen Radwegen kann man genauso schnell fahren wie ohne. Die eigene Silhouette wird mit dem Anhänger nicht breiter. 40 km/h sind gefahrlos beherschbar, sofern man das mit dem Rad alleine auch kann (!) - max. 20 km/h unter Motor sind aber deutlich sinnvoller.
Bei Einradanhängern gibt es große Qualitätsunterschiede und Eigenheiten im Fahrverhalten und Gebrauchswert, siehe unten.
Ganz anders bei den zweirädrigen ( Kinder-) Fahrradanhängern. Langsamfahren ist die Devise und ein "Kinder mitnehmen im E-Schubanhänger" sehe ich aus Haftungsgründen kritisch. Obwohl alle Komponenten am Markt verfügbar sind - einschließlich leckfreier Hydraulikkupplungen für das Mitbremsen des Anhängers - kann man noch keine hydraulisch vom Zug-Rad mitgebremsten bzw. mit Auflaufbremse versehene Touren-Anhänger kaufen ; aber bei Bobtec inzwischen als indivi-duelles Unikat.
Wenn bei Rechtsverkehr das linke Rad angetrieben wird, kann es auch in den i.d.R. engen Abbiege-Rechtskurven noch mitschieben ( "Antrieb links" wenn schon einseitig, gilt übrigens
auch für Dreiräder ohne Differential, bei denen nur ein Hinterrad angetrieben wird ).
Wenn die Umrüstung zu einem E-Anhänger mit einem normalen 16"- oder 20"-Vorderrad mit Motor gemacht werden kann, ist eine Nachrüstung mit käuflichen Teilen einfach - ganz im Gegensatz zur einseitig fliegenden Radaufnahme, womöglich noch mit Federung.
Bobtec hat seinen Schwerpunkt mehr auf die Einradanhänger verlegt, electrail.de tendiert mehr zu den zweirädrigen Anhängern. Wir liefern ggf. aber beide.
Bei der Anhänger-Motorisierung empfehle ich inzwischen Getriebemotoren mit Freilauf, deren max. Geschwindigkeit unter Motor so ausgelegt wird, daß im wirklich gebrauchten Belastungsfall an Steigungen oder voll ausgelastet der beste Wirkungsgrad gefahren wird. D.h., in Leerfahrt auf der Ebene ist der Anhänger in der Regel schneller als im Motorbetrieb und fährt nicht mit Motorkraft.
( Stand Febr. 2015 : Ich teste im BobYak aktuell einen 16"-Zweigang-Getriebe-Freilaufmotor, der langsam und schnell - bis 25 km/h - mit üblichem Wirkungsgrad betrieben werden kann und der anläßlich der SPEZI 2015 mit auf meinem Stand ist und auch pobegefahren werden kann. Der Motor kann mit einen Dreistufenschalter elektrisch geschaltet in den Gängen festgehalten werden, aber auch automatisch vom Controller zwischen 13 und 14 km/h selbst umschalten. Die technische Umschaltung erfolgt durch Drehrichtungswechsel des Motors in Kombination mit einer Freilaufkupplung vor zwei Planetenstufen. Stand 2020 : Der Zweigangmotor hat sich bewährt und wird vom Berliner Importeur sogar ohne Reparaturbedarf in 28"-Rädern verbaut.)
Vorsicht bei abgeknicktem Gespann, mit einer hoch angebrachter Kupplung an der Sattelstütze und Handgas kann es z.B. an der Ampel mit abgeknicktem Gespann sehr gefährlich werden : Ein stark motorisierter Anhänger kann das Fahrrad (mit der Mama ?) auf die Straße in den fließenden Verkehr umwerfen. Deshalb sollte aus Sicherheitsgründen je nach NutzerIn kein voller Schub aus dem Stand möglich sein. Da liefert die Funkansteuerung von electrail einen hohen Beitrag zur Sicherheit : Ehe das Gespann nicht rollt und die Pedale bewegt werden, bekommt der Motor kein Signal.
Hat der Anhänger eine fliegende und noch dazu gefederte einseitige Radaufhängung mit viel Plastikteilen, wird es für den normalen Bastler ein Gesellenstück in Fahrradtechnik. Ich habe schon alle Varianten elektrifiziert und kann Sie ggf. beraten. Es muß ja nicht jeder nochmal in aufwendige, unsinnige Sackgassen laufen.
Und hier gibt es Infos von einigen Exoten der bisher von mir gebauten Schubanhänger. Nach aller Erfahrung ist der BobYak ( und mein auf 20" modifizierter Maya aus den USA ) ein sehr gutes Ausgangsobjekt mit hohem Gebrauchswert zur Motorisierung.
Der geänderte Maya-Anhänger vom 16"-Rad zum 20"-Rad mit deutlich besserem Fahrverhalten. Vom Gebrauchswert her so modifiziert ein toller Anhänger - mit unserer neuen pedelec-konformen Funkansteuerung von electrail erst recht.
Die mechanische Montage am Rad erfolgt fast so intelligent wie beim BobYak. Der passende Gepäcksack ist Serienausrüstung. Die vorklappbaren Schubkarrengriffe und der breite Ständer sind genial. Auf dem Bild liegt am Boden die einsteckbare Gabel zur Kupplung an die Hinterachse des Rades. Nur schade, daß die Verarbeitungsqualität im Detail nicht an den BobYak heranreicht, weil mit dem Zubehör der Gebrauchswert des Maya höher ist. Siehe auch www.mayacycle.com
( So wie auf dem Bild hat sich übrigens in 2022 ein Ehepahr mit steilem Weg zu seiner Berghütte diesen Anhänger mit Schubkarrengriff, zusätz-licher Abfahrts-Scheibenbremse und Stollenreifen ausrüsten lassen.)
Gefederter Weber-Anhänger mit einseitig angebrachtem 24V-Headline-Motor und Riemenantrieb. Dieser geschlossene Anhänger hat einen sehr hohen Gebrauchswert. Aber es war wegen der fliegenden Radaufhängung und den vielen Plastikteilen die bisher aufwendigste Motorisierung.
Siehe zu diesem Weber-Anhänger auch http://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/konstanz/Schub-fuer-muede-Radler;art372448,394699
Weber Monoporter mit 24V-Headline-Motor am einseitig fliegend gelagerten 20"-Rad. Kompliziert zu motorisieren ! Das ganze Gespann war schon bei mittlerer Belastung zu weich. Es pendelte dann mit meinem leichten CFK-Rahmen unkontrollierbar und schaukelte sich auf. Das konnte aber auch an einer ungünstigen Masseverteilung in der Gespannkombination liegen.
Der polnische extrawheel-Anhänger am genialen 26"-Neige-trike von Firma FN.
Dieser Einrad-Anhänger mit 26"-Rad ist von Bobtec mit einem Radnabenmotor ausgerüstet worden. Der Vorteil des großen Rades ist eine deutlich bessere Traktion mit weniger Tendenz zum Springen bei welligem Boden. Auf dem Bild sind neben dem Spritzschutz Netze für die Fracht angebracht. Damit liegt der Schwerpunkt auch günstig tief. Erster Nachteil : bei Zuladungen ab ca. 15 kg schaukelt sich der Anhänger mit einer Torsionsschwingung um die Längsachse auf, weil die graziele
( Kunstgewerbe- ) Verbindungsgabel im Gegensatz zum BobYak nicht steif genug ist. Abhängen tut er zwar nicht, aber Weiterfahren ohne starke Abbremsung geht auch nicht. Abhilfe : 2 Holz- oder Plastikklötzchen in die Gabel einpassen, damit sich die Schenkel gegeneinander blockieren oder besser noch statt der grazielen Seriengabel eine sehr starre, käufliche BobYak-Ersatzgabel montieren.
Zweiter Nachteil : für eine Motorisierung gibt es leicht abstellbare Mängel. Die Ausfallenden für die Achse sind zu kurz, zu dünn und an der falschen Holmseite angebracht. Auf Photos, Skizzen und mehrfache Hinweise reagiert der Hersteller aber nicht. Wenn man selbst ´dran schweißt, könnte man die Mängel leicht beheben.
Deshalb ist der extrawheel ohne Umbau ungeeignet für eine starke Motorisierung, aber noch gut als unmotorisierter Anhänger.
Auf dem folgenden Bild ist eine Gespannkombination dargestellt, die sich nach kürzester Strecke gefährlich aufschaukelt. Der R&M-Rahmen selbst ist schon zu weich. Es schlackert alles miteinander als ein schwingungsfähiges, gefährlich zu fahrendes set um die Längsachse :
Stand 2017 : Der polnische extrawheel-Anhänger mit einem 20"-Rad, 1kW-Motor und einer steiferen BobYak-Ersatzgabel von Bobtec ist da schon etwas ganz anderes bezüglich Gebrauchstauglichkeit. So kann er endlich auch mit schweren Taschen beladen und schwingungsfrei schnell gefahren werden.
Vermutlich reicht auch schon die Reduktion auf 24". Entscheidend für die Gespannstabilität ist aber ganz offensichtlich die viel steifere BobYak-Gabel.
Nov. 2017 : Auf der extrawheel-homepage gibt es jetzt auch einen 20"-Anhänger zu sehen. Die Ausfallenden sind zwar verlegt worden, aber immer noch zu kurz und nicht auf der Rohr-Innenseite, was zu Konflikten mit verschiedenen Motorflanschen führt. Deren designer sind ja bezüglich Verbesserungsvorschlägen noch viel bockiger als Chinesen und offenbar keine Praktiker ! Sehr schade. Zur Motorisierung von mir nicht empfohlen.
Der Vollständigkeit halber gehört hier erwähnt, daß es mit dem genialen CARLA-Schubanhänger aus Freiburg für das Gewerbe einen gebremsten, stark motorisierten Dreiradanhänger für zwei Euro-Paletten und 150 kg im Gewerbeeinsatz gibt. Den kann man sogar mit einem robusten Faltrad bewegen.